Ich frage mich, was dagegen spricht, mit seiner eigenen, naturgegebenen Haarfarbe durchs Leben zu gehen, sagte sie, die Frisörin meines Vertrauens.
Ich fragte mich daraufhin, was dagegen spricht, mit mir, so wie ich bin und fühle, mein Leben zu leben?
Also, was spricht dagegen? Nichts!
Außer die Last von Angst, dass die anderen uns verletzen können.
Welche anderen könnten das sein, wenn wir uns haben?
cj/24
-
Keine Kommentare zu Herznotiz
-
Manchmal spürt der Mensch in seinem eigenen Inneren eine Tiefe so ernst, einen Ernst so tief, keinen feineren Begriff dafür gibt es als …
SCHWEIGEND EMPFINDEN🙏
Das Manchmal wird zur Gewissheit. Alles kommt zu dir. Du musst nichts tun, außer zu dir zu kommen und bei dir zu bleiben.
-
Und dann ist da schon wieder zu viel, was ich spür‘ und ich will weg da, weg, raus, durch die Tür, atmen, ruhig und tief.
Doch durch die Tür kommen die, mehr und mehr, die ich nicht rief!
Oder doch?
Manchmal ist dieses Sosein ein wirkliches Joch.
Und dann fühl‘ ich den Sog zum Notausgang. Davor steht, wie soll‘s anders sein, ein riesiger Schrank.
Ich komme nicht raus ins Fluchttreppenhaus. Bin hier eingesperrt, einsam und fühl‘ mich verkehrt und verdreht und entwurzelt.
Sitze, warte, bis erlösendes Lachen reinpurzelt, durch das Loch, das die Maus, die das Sagen hat, für mich exklusiv gegraben hat.
cj/24Hintergrund:
Beim Entfernen von Kalkschmodder in den Fugen der Duschfliesen und Randy Crawford‘s One Day I‘ll fly away, kamen sie hochgeblubbert.
Fluchtgedanken! Auch vorm Putzen. Es gibt doch kaum eine ödere und lästigere Scheußlichkeit.
Aber irgendwann ist der Abfluss dann auch wieder frei. Man rsp. frau muss sich halt darum kümmern.
Panta rhei, alles fließt und niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen.
Heraklit soll es gesagt haben. Ich finde, das ist ein guter Name für Fliesen.
Und Meister Propper putzt so sauber, dass man sich drin spiegeln kann. Gelebte, praktische Philosophie.
-
Die Überschrift passt nicht. Ich denke, wie jeder andere auch, jeden Tag viel zu viel. Gleichgültig, welchen Namen er trägt.
Wenn es zu viele werden, mache ich die Musik lauter, sagt Christian, « mein Schrauber », während ich ihm dabei zusehe, wie er die Räder an meinem Auto wechselt und ihm zuhöre, was er von sich erzählt.
Fährst du wieder nach Portugal? fragt er, dein Auto ist jedenfalls gut in Schuss für den Ritt.
Ich war schon. Zweimal in diesem Jahr. Ende August noch einmal, antworte ich.
Neidisch sei er, sagt er.
Geht’s dir heute wieder besser, fragt er dann unvermittelt, gestern ging’s dir nicht gut.
Ich stutze kurz. Das hast du gemerkt?
Klar, antwortet er.
Wenn er nicht so – meistens glücklich – verheiratet wäre, würde er gerne mit mir verreisen, nach Portugal, vertraute er mir im vergangenen Sommer an, als er mir zeigte, wie man Räder mit einem herkömmlichen Wagenheber wechselt.
Und ich weiß nicht, ob ich es damals dachte oder heute nur denke, dass ich es gedacht haben könnte: eigentlich schade, dass wir uns etwas versagen, wonach wir uns sehnen, weil wir uns in glücklichen Beziehungen wähnen. Provokant? Ja. Und auch ein anderes Thema. Obwohl …
Ganz abgesehen davon: Alleinreisend heißt für mich genau das: allein reisen! Es gibt nur sehr wenige Menschen, mit denen ich eine Reise machen würde.
Und dann redeten wir darüber, dass er gerade einen Bus auf dem Hof stehen hat, den er mir fertig machen könne.
Irgendwann, wenn ich groß bin, kaufe ich mir einen Bus!
Ach, das Alter. Ich sage, das Alter ist eine Option. Wir können uns unser Alter selbst aussuchen. Du hast keine Wahl, was das Sterben angeht, das steht dir irgendwann bevor. Aber beim Alter kannst du wählen.
Gianna Nannini, 69Ach Portugal! Gestern im Konzert von Maria Mendes, einer preisgekrönten Jazzsängerin und Komponistin, erfasste mich mit den ersten Tönen eine tränende Sehnsucht. Saudade kann ich!
Ich ließ laufen. Kann ja nichts passieren, dachte ich, so ganz ohne Make up heult es sich entspannt.
Das schwarze Kleid saß wieder so locker wie vor sieben Jahren, als ich es mir in Schweden kaufte, und so hatte ich Platz für tiefe Seufzer.
Schwarz geht immer und verzeiht fast alles, bis auf…, dachte ich und dann folgte ein typisches gedankliches Kaspertheater…Monica Lewinskys Kleid war dunkelblau – also alles was von heller Konsistenz ist, fällt auf.
Apropos Kasperle; sein Theater ist gar nicht so harmlos und lustig, wie jedenfalls ich dachte. Gemocht habe ich das nie, es war mir irgendwie zu laut und zu grob.
Und dann googelte ich heute beim ersten Kaffee die Entstehung und die Geschichte von Kasper, Krokodil, Gretel und Polizist.
Manches, vielleicht alles, bestimmt aber vieles, wissen wir intuitiv schon als Kinder! Und heute, an diesem freitagsbedachten Tag, wähle ich, nicht einen Tag älter als siebzehn zu sein und zu bleiben.
Mit 17 hat man noch Träume
Da wachsen noch alle Bäume
In den Himmel der LiebeMit 17 kann man noch hoffen
Peggy March
Da sind die Wege noch offen
In den Himmel der LiebeMit 17 wusste ich sehr genau was ich wollte.
Wann fangen wir an, uns und das was uns wichtig ist, zu vergessen?
An einem Freitag kann es nicht gewesen sein.
PS. Absichtlich keine Verlinkungen. Wen die angerissenen Themen tiefer interessieren, der oder die wird einen Weg finden. Oder nicht. Wer sagt denn, dass wir jede Spur aufnehmen müssen? Das kann nur eine Legende aus Tritratrallala– Land sein.
-
Es steht still, wie eingefroren, ohne Laut, schweigende Schlager, kleinlaute Melodien verstummen.
Jahrmarkt der fliehenden Träume.
Aufgewacht!
Sie lassen los, die Hände, feucht noch kleben sie an den Ketten. Geruch von Eisen, wie Blut, wie Tränen, verfliegt. Wie vorab, im Luftzug von Drehen und Kreisen, der Verstand verflog und der Stolz.
Aussteigen!
Aus dem Schwindel des Deja Vu. Kein Höhenflug. Ruhe in Frieden, Erinnerung.
Raus aus dem Kettenkarussell. Schnell!
Es ist angedichtet, « Kettenkarussell » (Auszug), 2022 -
Wohlsituierte Langeweile!
Eng wird es in den Blasen.
Matsch macht sich breit,
schlüpfrig und braun,
so sieht er aus,
der Rasen.
Der einst so posh and
english styled gepflegt
und sittsam spross,
während man dasaß,
after Work und Aperol
genoss.
Wohltemperiertes Klima
ist normal
in manchen Kreisen,
auch acht bis zwanzig Mal
im Jahr oder gar Monat
zu verreisen.
Das darf man doch,
das lässt man sich,
wie Schnitzel,
nicht verbieten.
Was soll’s, das Schwein,
mit Bolzenschuss humanitär
umnieten.
Es stört uns nur rudimentär,
am Rand, vom Hörensagen,
Armut und Kriege überall,
man selbst kann ja nicht
klagen.
Uns hier geht’s gut,
welch blühend Land,
vergleicht man sich mit
andern.
Verstehe einer noch,
warum,
die anderen auswandern.
Wohlsituierte Langeweiler,
in strahlend weißen
Hemden,
auch ihr,
das ist Naturgesetz,
werdet einmal verenden.
Bis dahin, bitte,
seid so lieb, macht endlich
euren Job!
Denn wenn nicht ihr,
dann macht’s demnächst,
Mafia und brauner Mob.Zone of interest, am letzten Wochenende im Kino gesehen, beschäftigt mich immer noch. Vor allem weil der Film in mir die dringliche Frage aufwirft, an welchen Stellen ich Augen und Sinne wider besseren Wissens gerne zumache. Auf dem rechten Auge blind bin ich nicht.
Auf dem linken ist die Linse vielleicht getrübt. Und die Mitte? Ein zerbrechliches Brillengestell.
Wo waren und sind die Anfänge, denen wir erstens gewahr werden müssen und zweitens, denen wir uns erwehren müssen, ohne dabei moralinsauer in einer Verbotskultur zu ertrinken?
Was hilft Wissen, wenn es nicht angewendet und umgesetzt wird?
Eigentlich fände ich es schön und lustvoll, wenn in meinem Nachruf stünde:
Ihre letzten vierzig Lebensjahre verbrachte sie mit dem Komponieren skurriler Musik in der progressiven Rocktradition einer Mischung aus Emerson Lake & Palmer, Limahl und Edith Piaf und hatte ihre bis dahin ertragene, multiple Grübelneurotik abgelegt.
It’s a long way to the lightness. Zum Glück gibt es am Wegesrand immer was zu pflücken, das nach Humor und Spaß duftet.
Trotz allem und gerade von deswegen.
-
Dahinter das Meer
Es erinnert mich ein wenig an die Werke von Van Gogh und an die Ostsee, die gleich hinter den Rapsfeldern liegt.
Martin hat’s genehmigt, dass ich sein hübsches Bild als Cover verwende. Danke dafür.
Eigentlich hätte ich heute Chor und sollte Mendelssohns Lobgesang trällern. Ich schwänze zugunsten von Evil Woman (ELO); und während ich – ungewöhnlich – Jeff Lynnes grandiose und powervolle Introakkorde vom Blatt spiele!!! (jaja, was sie kann, wenn sie will), kommt mir parallel diese kleine Melodie in den Kopf und ich taufe sie Derrière la mer.
Ich finde, sie ist auch als entspannte Abendmusik zu gebrauchen.
-
In persönlicher Sache, die uns jedoch alle mehr oder weniger betrifft.
Erst vor wenigen Tagen ist es mir wieder passiert: ich habe jemanden extrem unterkühlt angezickt und vor den Kopf bzw. ins Herz gestoßen, der mir vertraut, mich mag und mir ziemlich nahe steht.
Warum ist mir das passiert?
Weil ich schon sehr oft sehr schlimm und nachhaltig verletzt worden bin von Menschen, die ihre eigenen Verletzungen kaum oder überhaupt nicht reflektiert geschweige denn geheilt haben.
Nun könnte ich mir den flauschigen Traumapulli anziehen und mich in mein selbstgewähltes Opferdasein einkuscheln.
Mache ich manchmal auch. Weil es manchmal zu schmerzhaft und kaum auszuhalten ist.
Eine gute Lösung sieht anders aus und ist nicht von heute auf morgen erstens formuliert und zweitens umsetzbar.
Aber eine Frage muss ich mir stellen, rhetorisch, weil ich die Antwort bereits kenne.
Will ich ein Mensch sein, dessen Verhalten aufgrund alter Verletzungen andere Menschen, nahe stehende Menschen, geliebte und liebevolle Menschen derart irritiert und durcheinanderbringt, schwächt und verletzt, dass sie traurig oder sogar therapiebedürftig werden?
Manchmal erschrecke ich vor mir selbst; vor meiner Kälte. Wohl wissend, dass es nur der Angst vor neuer Verletzung geschuldet ist.
Das weiß aber nicht mein Kind, so lange es klein ist und das weiß auch nicht der Mann oder die Frau, die sich in mich verliebt hat und auch Kollegen und Freunde wissen es nicht!
Ich habe zwei Psychotherapien gemacht.
„Sie sind hier, weil Sie eine gesunde Reaktion auf krankes Verhalten zeigen. Sie sind hier, weil Sie den Mut haben, sich Hilfe zu suchen. Krank ist das nicht; krank ist das Verhalten derer, die sie hierher gebracht haben.“
Einer der entlastendsten Sätze eines Psychiaters, dem ich letztlich mein Leben verdanke.
Warum jetzt? Warum hier?
Weil es uns alle angeht. Weil wir manchmal blind sind für uns und für die, von denen wir behaupten, sie zu lieben.
Und weil uns tatsächlich oft die Menschen therapiebedürftig machen, die selbst am dringendsten diese Hilfe und Unterstützung bräuchten.
Wenn du depressiv bist dann check zuerst ab, ob es ein Arschloch in Gestalt von Eltern, Partnern, Partnerinnen, Chefs, Geschwistern, Kolleginnnen gewesen sein könnte, um dessen Anerkennung und Liebe du erfolglos gebettelt hast.
Wir haben alle Verletzungen! Das ist unumgänglich; auch dass wir andere manchmal verletzen, lässt sich nicht verhindern. Wir sind Mangelwesen, Mängelwesen.
Aber wir sind auch selbstwirksam und können wählen, ob wir stehen bleiben oder uns weiterbewegen.
-
Von fern spüre ich
dich
wie du deine Schritte
achtsam setzt
beim Spazieren
mit ihr
eurem Spiel
am Strand
an den Deichen
entlang
die Wellen seicht
der Wind
mit seinen
Launen
Von fern spüre ich
deine Melodie
zuweilen in
Melancholie
gehüllt wie in
einen Schal
dann wieder
wie leichtes Tuch
das wie
Flügel
dich erheben lässt
Von fern spüre ich
den Sand unter
deinen Füßen
in deinen Schuhen
Tränen
von Salz und Wind
als würde deine
Seele schwimmen
und schweben
zugleich
Von fern spüre ich
manchmal
wie von nah
Dich
Und frage
nichts
und sage nichts
und singe
nur diesen Song
für dich
leise -
Manche Frage bleibt nun still, denn sie wäre viel zu viel. Antworten bleiben noch aus.
Also schweig ich und geh raus aus den Pseudodiskussionen, die doch kaum die Spucke lohnen.
Als ich um die Ecke biege, steht da eine kleine Ziege, kaut an einem Blumenstil, fragt mich frech, Na?
Wieder viel erwartet, nichts bekommen? Gehst du wieder mal beklommen und enttäuscht in die Klausur?
Blöde Ziege, denk ich nur, bin ich völlig aus der Spur? Wie kann’s sein, dass die so spricht?
Ungefragt, mir ins Gesicht, antwortet das kleine Vieh,
Staunste, wa? Ich bin KI.
Montags besuche ich in der Uni interdisziplinäre Fachvorträge zum Thema Künstliche Intelligenz und – Achtung Arroganz- brauche zuweilen wenig Fantasie für die Vorstellung, dass sie schon heute so manchen menschlichen Geist kognitiv, emotional und sensitiv überholt hat. Wie ich darauf komme? Kenn ich mich und meine Beschränktheit schon länger; und aufgrund meiner Allergie gegen Fragen die im Forum nur deshalb gestellt werden, weil mensch sich selbst so gerne reden hört. Also alles wie immer und überall? Es gibt keine dummen Fragen? Kommt drauf an. Wo, wie und wem sie gestellt werden; und warum.